Eine Fahrt nach Großenbrode-Kai - HP 11.9.1951
Um 12.30 Uhr verläßt der Omnibus Heiligenhafen und gelangt nach kurzer Fahrt zur Haltestelle des ehemaligen Fliegerhorstes Großenbrode. Auf betonierter und gepflasterter Straße sieht man die Spuren der Sprengungen, die hier in den letzten Jahren durchgeführt wurden. Auch die gewaltige Mole, die den Liegeplatz der Wasserflugzeuge abschloß, ist der Zerstörung anheimgefallen. Doch unmittelbar vor der Anlegestelle der Fähre ändert sich das Bild. Fleißige Hände haben eine imponierende Anlage geschaffen, die mit ihren Hallen und Gebäuden den nordischen Gästeneine würdige Empfangsstätte bietet.
Fahrplanmäßig legt die "Danmark", das stattliche Fährschiff, um 12.30 Uhr, an der von einer Tiefbaufirma gebauten Brücke an, die sich nach Bedarf dem Wasserstande anpassen kann. Nachdem durch Lautsprecher in deutscher und dänischer Sprache die nordischen Gäste begrüßt und zur Zollkontrolle eingeladen sind, rollt ein Kraftwagen nach dem andern aus der "Danmark" heraus. 54 PKW´s, 2 große Omnibusse, 5 Motorräder und 1 Motorroller konnte man am Sonnabend, 8. Sept. 51, zählen. Unter diesen Kraftwagen sieht man prächtige Exemplare, die das Herz sachverständiger Kraftfahrer begeistern können. Einzelnde Reisende ohne Kraftwagen und Motorrad waren kaum festzustellen.
Nachdem die Danmark in kurzer Zeit ihre Fracht an Land gesetzt hatte, bemühten sich deutsche Zollbeamte eifrig um die nordischen Reisenden. Eine wuchtige, gealtige Halle nahm die Nordländer auf, in der es lebhaft zuging. Die Zollabfertigung schien flott vor sich zu gehen, denn viele Reisende begaben sich schon zu ihren Kraftwagen, um durch das Tor des Zollplatzes in die Deutsche Bundesrepublik hineinzufahren. - Eine in der Zollhalle befindliche Posthilfsstelle der Deutschen Bundespost bietet Reisenden ihre schnelle Hilfe an. An einer Wechselstelle kann die mit nordischen Kronen prall gefüllte Börse in gute deutsche DM. umgewechselt werden.
Um 14.04 Uhr läuft der Hamburger Expreß in Großenbrode-Kai ein. Er ist gut besetzt. Es kehren wohl meistens die Nordländer von ihrer Süd- und Südwestfahrt in ihre Heimat zurück. Auch manchen Westeuropäer lockt es, den Norden aufzusuchen.
Wenn wir nun weiterhin Umschau halten, so fällt uns die großzügige Weiträumigkeit dieser ursprünglich militärischen Anlage auf, deren Gebäude den heutigen Zwecken sinnvoll dienstbar gemacht sind. Das ehemalige Offizierskasino ist Bahnhofsgaststätte und Strandhotel geworden, von dessen Terasse aus man über einen gepflegten Vorplatz auf die dunkelblaue See schauen kann. Überall bemerkt man die ordnende Hand. Gärtnerische Anlagen sind im Entstehen begriffen, die wohl schon im nächsten Jahr das Gesamtbild sichtbar verschönern dürften.
Großenbrode-Kai ist ein sichtbares Zeichen Deutschen Aufbauwillens. Die Deutsche Bundesrepublik bemüht sich redlich, zur deutsch-dänischen Fährverbindung von Großenbrode-Kai nach dem dänischen Gjedser nach Kräften beizutragen.
Großenbrode-Kai, ein lohnendes Ausflugsziel in unserem stillen Winkel Wagriens ! S.