jt Am Bahnhof und Fährhafen Großenbrode Kai ist es niemals langweilig. Besonders am Sonntag herrscht dort ein reger Verkehr, so daß der Besucher stets auf seine Kosten kommt. Diesmal' aber war außer dem stets so bunten Betrieb noch etwas Besonderes zu sehen: Das Fernsehen führte eine Direktübertragung durch.
Zunächst sah man auf dem Dach der großen Zollhalle ein großes Holzgerüst mit einer Plattform, auf der eine Kamera aufgebaut war. Daneben stand der Kameramann mit Kopfhörer und Mikrophon. Plötzlich entdeckte man noch mehr Fernsehkameras! Da, auf dem Bootsdeck des Fährschiffes „Theodor Heuß" war auch eine und unten erkannte man gleich, zwei, von denen eine sogar beweglich war und auf dem Fußsteig hin- und her fuhr.
Deutlich sah man den Uebertragungswagen, der aus einem Fünftonner-Omnibus hergerichtet war. Auf dem Dach trug er verschiedenartige Antennen. Viele Kabel führten in das Fahrzeug, in dem sich das große Mischpult mit den Bildern der einzelnen Kameras befand. Regisseur, Toningenieur und Bildmeister waren angestrengt dabei, das beste Bild weiterzuleiten. Aber sie konnten zufrieden sein, denn es klappte alles wie am Schnürchen.
Es ist auch nicht einfach, so eine Sendung zusammenzubauen. Schon einige Tage vorher war die Autokolonne eingetroffen, um alles nötige für die Sendung vorzubereiten. Eine technische Kolonne mit ihren Ingenieuren kümmerte sich um die elktrischen Verhältnisse, dann mußte das nicht kleine Gerüst auf dem Dach der Zollhalle errichtet, viele Kleinigkeiten erledigt und viele Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt werden. Am Sonnabendnachmittag gab es die Generalprobe und am Sonntag die „Premiere".
Erstmalig probierten die Fernsehleute, die drahtlose Kamera über eine weitere Entfernung aus. Sie ließen sie mit der „Heuß" mitfahren und auf dem Schiff arbeiten. Die Bilder wurden durch Dezispiegel zu einem aufnehmenden gleichen Spiegel gesendet, der sich auf dem Dach der Zollhalle befand. Von da liefen die Bilder in den Uebertragungswagen, wo sie gemischt und geschnitten wurden. Die Weiterleitung der Bilder zum Sender Flensburg klappte auch, so daß die Fernseher an den Bildschirmen die Fahrt auf der „Heuß" miterleben "konnten.
Für viele Heiligenhafener gab es am Sonntagnachmittag eine Ueberraschung, als sie Bekannte im Gewimmel des Kais entdeckten. Die Familien der Bundesbahnbeamten und der anderen ami Kai tätigen Bediensteten werden sich gefreut haben, ihren Vati einmal als Fernsehstar bewundern zu können. Auch das Schiffspersonal und der Gastronom Stegmann mit einem Teil seines Personals waren gut zu sehen.
Für das gesamte Kai-Personal aber war der Besuch der Fernseh-Leute nichts Aufregendes; denn ihr Leben ist jeden Tag so bewegt, wie es die Bilder auf den Fernsehgeräten sind.